„Wir hatten nicht gedacht, dass unser Projekt würdig ist“, sagt Oskar Rost. Einen Tag nach Ende der Frist sei ihre Bewerbung bei „Jugend forscht“ eingegangen, aber er und Marius Strauß hatten noch einmal Glück gehabt und wurden knapp für die Regionalrunde des Wettbewerbs zugelassen. Ein wenig unvorbereitet sei das Team gestartet, nur mit einer digitalen Präsentation statt Postern: „Unser Stand sah am wenigsten spektakulär aus.“ Die Jury konnte trotzdem überzeugt werden, zwei weitere Runden folgten.
Aus einer Seminarfacharbeit entstanden, geht es im Projekt der beiden Jenaer darum, wie Künstliche Intelligenz (KI) im Schulalltag unterstützen könnte. Einige Leute seien zunächst kritisch gewesen, sagt Marius. Soll die KI in Zukunft Lehrkräfte ersetzen? Nein, das sei definitiv nicht das Ziel. Das Programm solle dabei helfen, anhand von Prüfungen individuelles Feedback und Aufgaben zu entwickeln, sodass Schülerinnen und Schüler gezielt ihre eigene Leistung verbessern können.
Auf Landesebene von „Jugend forscht“ habe es einige Kritik an der schriftlichen Ausarbeitung gegeben, sagt Oskar, aber die Entwicklung seit der Anfangsphase sei so riesig gewesen, dass die Arbeit trotzdem den ersten Platz erhalten hat. So landeten die beiden jungen Forscher in Hamburg, die Preisverleihung des Bundeswettbewerbs brachte einige Enttäuschungen – zunächst. Kein Sonderpreis, kein regulärer Preis für ihren Fachbereich. Kurz vorm Ende wurden plötzlich doch ihre Namen aufgerufen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte den Preis für eine außergewöhnliche Arbeit an die beiden Jenaer. „Und wir hatten schon gedacht, ok schade, dann eben nicht.“
Angefangen habe es mit Daten aus den Fächern Geschichte und Sozialkunde, da zunächst nur Texte von einem Sprachmodell verarbeitet werden konnten. „Die Technik entwickelt sich immer weiter“, sagt Oskar, „unsere Software schließt sich immer ans Neuste an.“ Mittlerweile werden auch Bilder miteinbezogen, um langfristig zu ermöglichen, dass handschriftliche Arbeiten eingescannt und von der KI gelesen werden können. Zudem wurden die Trainingsdaten erweitert, denn: „Alle Fächer sollen möglich sein.“
Im Alltag kann die KI noch nicht genutzt werden, da bisher mit OpenAIgearbeitet wurde. Ziel sei es, auf lokale Server zu wechseln, um den Datenschutz zu garantieren – „Wir müssen weg von amerikanischen Servern“. Daher sei bereits Kontakt mit dem Medienzentrum Jena aufgenommen worden sowie dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Erst wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können großflächig Tests durchgeführt werden – so einige Einrichtungen hätten bei Gesprächen während der Wettbewerbe bereits ihr Interesse bekundet.
Erste Anlaufstelle sei natürlich das Adolf-Reichwein-Gymnasium, an dem die beiden Achtzehnjährigen in diesem Jahr ihr Abitur gemacht haben. Diese versuche aktuell, den Status einer Modellschule für KI-basierte Bewertungsformate in Thüringen zu erhalten, teilt Schulleiter Christoph Buschner mit. So könne die Arbeit der beiden jungen Männer weiterentwickelt werden, wovon auch andere Schulen profitieren könnten.
Quelle: TLZ